Channa Birnfeld

(geboren am 6. Juni 1926 in Jerusalem, gestorben am 3. September 2014 in Hamburg)
Häftlingsnummer: 86578

Ich nehme an, das war einmal eine (…) Baracke. Ganz leer, keine Pritschen, gar nichts. Da hat man uns reingetrieben, Tür zu und Schluss. [hörten wir] gar kein „los“, gar kein „aufstellen“. Wir spähten raus, keine Posten da. Wir haben Angst gehabt. Wir waren nicht froh. Wir wussten nicht (…) ob die Baracke nicht angezündet wird, ob sie nicht reinschießen. Und wir hockten in dieser Baracke drinnen und bibberten vor Kälte und vor Angst. Und dann, Nachmittag kam ein Geräusch und wir guckten raus und da war der erste amerikanische Panzer.

– Channa Birnfeld über die Befreiung durch US-amerikanische Soldaten auf einem Todesmarsch

Quellverweis
Channa Birnfeld wurde am 30. April 1945 auf einem Todesmarsch in Buchberg befreit. Quelle: KZ-Gedenkstätte Dachau

Channa Birnfeld (geborene Strohli) wurde 1926 als viertes Kind ihrer Eltern in Jerusalem geboren. 1927 kehrte die Familie in ihre ehemalige Heimatstadt, das rumänische Cluj-Napoca (deutsch: Klausenburg) in Transsilvanien, zurück. Durch den Wiener Schiedsspruch 1940 annektierte Ungarn den Nordteil der Region. Als die deutschen Truppen im März 1944 in Ungarn einmarschierten, errichteten sie in Cluj-Napoca ein Ghetto. Alle Juden wurden aufgefordert, dorthin zu ziehen.

Zeitzeugin Channa Birnfeld über die Todesmärsche vom KZ-Außenlagerkomplex Landsberg/Kaufering. Quelle: KZ-Gedenkstätte Dachau

Bereits zwei Monate später wurde Birnfeld zusammen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Olga nach Auschwitz deportiert. Ihre Eltern wurden kurz darauf ermordet. Birnfeld, ihre Schwester und Tante wurden Anfang August 1944 in das KZ-Außenlager Kaufering IV deportiert.

Aufgrund ihrer roten Haare fiel Channa Birnfeld einem SS-Angehörigen auf, der sie mit dem Schreiben von Transportlisten beschäftigte. Als Ende des Jahres zahlreiche Frauen aus dem KZ-Außenlagerkomplex Landsberg/Kaufering in das KZ Bergen-Belsen gebracht werden sollten, gelang es Birnfeld, ihre Tante, die deportiert werden sollte, gegen eine Frau einzutauschen, die ihre Angehörige in das KZ begleiten wollte.

Im März 1945 überstellte man Birnfeld in das Lager Kaufering III, wo sie einen Monat später auf den Todesmarsch geschickt wurde. Dieser erreichte am 30. April 1945 Buchberg. Dort wurden sie, ihre Schwester und ihre Tante befreit. Sie blieb bis zu ihrem Tod in Deutschland.