Zwi Katz
(geboren am 10. Juli 1927 in Kaunas)
Häftlingsnummer: 81213
(…) Erdhütten, die wurden in die Erde gegraben, da kam so ein Dach auf die Erde gestellt, wissen Sie, und da waren solche Platten, da war ein Durchgang, Tür, Fenster, ein Ofen, Stahlofen oder Eisenofen, mit einer Röhre durch das Fenster. Und wir sind auf diesen Brettern geschlafen, das war alles.
– Zwi Katz über die Lebensbedingungen im KZ-Außenlagerkomplex
Zwi Katz wurde am 10. Juli 1927 in Kaunas geboren. Er und seine ältere Schwester Dita wurden liberal jüdisch aufgezogen. Da Mutter und Vater berufstätig waren, wurden sie von einem deutschen Kindermädchen betreut.
Als Litauen im Juni 1940 Teil der Sowjetunion wurde, fanden allerlei Enteignungen statt, die auch den Verlust des Wohnhauses und Geschäfts des Großvaters zur Folge hatte. Wenig später überfiel die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion. Der Vater von Katz starb während des Einmarschs.
Der 14-Jährige und seine Mutter flohen 1941 nach Vilkija, doch angesichts der dort verübten Gewalttaten an der jüdischen Bevölkerung verließen sie die Stadt sofort wieder. Nur eineinhalb Monate später wurden 268 Juden und 134 jüdische Kinder aus Vilkija von dem Einsatzkommando 3 ermordet.
Zurück in Kaunas, wurden Zwi Katz und seine Mutter in das Ghetto umgesiedelt. Sie und seine Schwester arbeiteten als Zwangsarbeiterinnen. In dem Ghetto und späterem KZ Kauen gehörten Erschießungen und Selektionen zum Alltag. Im März 1944 wurden Verwandte von Zwi Katz erschossen: sein Schwager, seine Tante, sein Großvater mütterlicherseits und seine Großmutter väterlicherseits. Einen Monat später wurden er, seine Mutter und Schwester in das Lager Schanzei, bald danach ins KZ Stutthof deportiert. Dort trennte man Katz von seinen Verwandten und brachte ihn ins KZ-Außenlager Kaufering I, wo er als Zwangsarbeiter auf der Baustelle am Iglinger Wald arbeitete.
Die Arbeit war ein zwölfstündiger Einsatz in einem Wald, in diesem, ich glaube, er heißt Igglinger Wald bei Landsberg. Und da wurde ein riesiges Betonmonster gebaut – sollte eine unterirdische Fabrik werden. (…) Wir dachten für Raketenbau. Und das war für Düsenflugzeuge gemeint. Aber das war ein schreckliches Monster, Betonmonster. Tag und Nacht kamen Züge mit Zement und die wurden abgeladen, und die verschwanden irgendwo. Die Zementhallen wurden nicht voll.
– Zwi Katz über die Zwangsarbeit in den Bunkerbaustellen
Gegen Kriegsende erreichte Zwi Katz auf dem Todesmarsch von Landsberg über das KZ Dachau die Gemeinde Waakirchen, wo die US-amerikanischen Soldaten bereits warteten. Ebenso wie er überlebten seine Mutter und Schwester die KZ-Haft.
Heute lebt Zwi Katz in Israel. In seinem Buch „Von den Ufern der Memel ins Ungewisse: eine Jugend im Schatten des Holocaust“ berichtet er von seinen Erlebnissen.