Die Kleidung
Bevor den Häftlingen Einheitskleidung gestellt wurde, trugen sie markierte Zivilkleidung oder ausrangierte Uniformen.
Ab 1938 bestand die Einheitskleidung eines KZ-Häftlings aus einem Set blau-weiß gestreifter Sommerbekleidung und einer blau-grau gestreiften Winterbekleidung: Unterwäsche, einem Hemd, einer Hose, Jacke und einem Mantel. Oft waren die Sets unvollständig und beinhalteten keine Wechselbekleidung.
An diesem Morgen waren drei Leichen herauszubringen. Sie lagen vor den Baracken, Skelette in gestreiften Uniformen. Mich überraschte, daß ihnen niemand die Kleider genommen hatte. Bei den stetig sinkenden Temperaturen konnte einem jedes Stück Stoff das Leben retten. Doch bald sah ich, warum niemand Interesse an diesen Uniformen hatte: Sie starrten vor Läusen.
– Solly Ganor über die mangelnde Versorgung mit Kleidung
Das markante, gestreifte Muster der KZ-Häftlingskleidung wurde eingeführt, um die Inhaftierten zu kennzeichnen und Fluchten zu erschweren. Bis 1942 gab es keine spezielle Ausführung für Frauen.
Wir bekamen unsere Kleidung in Auschwitz. Ich bekam mein Hemd am 03.10.1944 und trug es bis zum Tag der Befreiung. Ich habe nie ein anderes Hemd bekommen, es gab keine Waschmöglichkeiten, kein heißes Wasser.
– Dr. Norbert Fried über die hygienischen Bedingungen
Um Kosten zu sparen, übernahm ab 1939 das SS-Unternehmen „Deutsche Gesellschaft für Textil- und Lederverwertung mbh“ (kurz: Texled) die Produktion. In der von Texled übernommenen Häftlingsschneiderei des Konzentrationslagers Ravensbrück wurden in den Jahren 1940/41 unter anderem 73.000 Hemden, 28.500 Hosen, 25.000 Jacken und 20.000 Häftlingsmäntel produziert.
Ein Hemd, Gamaschen, dann hatten wir eine Hose, eine Jacke und wir 600 Juden aus der Tschechoslowakei, die mit mir gekommen waren, hatten so genannte Ziviljacken. Sie waren die Kleidung von getöteten Juden von Auschwitz. Wir wurden als Gefangene dort mit großen Buchstaben auf dem Rücken, mit Kreuzen, mit Nummern und roten Zeichen gekennzeichnet.
– Dr. Norbert Fried über die Kleidung
Während des zweiten Weltkriegs wurden die Materialien und Kapazitäten knapp, sodass bereits ab 1942 dazu übergegangen wurde, markierte Zivilbekleidung von in den KZs getöteten Menschen an die Gefangenen herauszugeben. Zwar sollte diese nur innerhalb der Stammlager getragen werden, aufgrund von Mangel an gestreifter Bekleidung wurde die gekennzeichnete Zivilkleidung aber auch in den KZ-Außenlagern verwendet.
Wir waren überhaupt nicht für die Kälte ausgerüstet. Meine Schuhe waren völlig zerrissen und die Sohlen kaum noch vorhanden. Ich wickelte sie mit Draht zusammen, damit sie an meinen Füßen hielten. Unser Drillich war steif vor Schmutz, und wir hatten weder Socken noch Unterwäsche. Die Situation wurde immer unerträglicher.
– Jakob Bresler über die mangelnde Versorgung geeigneter Kleidung