Kaufering X (Utting)
Der erste Transport mit 500 KZ-Häftlingen erreichte am 18. August 1944 das Lager am Ammersee. Inhaftiert waren hier zu Beginn litauische Juden, die aus den Ghettos in ihren Heimatstädten über das KZ Stutthof in den KZ-Außenlagerkomplex Landsberg/Kaufering deportiert worden waren.
Die KZ-Häftlinge wurden zur Produktion von Betonfertigteilen bei der Firma Dyckerhoff & Widmann eingesetzt. Diese wurden für den Innenausbau der Bunker benötigt.
Die KZ-Häftlinge des Lagers Kaufering X wurden beim Herannahen der US-amerikanischen Truppen von der SS-Wachmannschaft in Richtung des KZ Dachau evakuiert.
Wie schon im Ghetto ist das Leben nichts anderes mehr als ein täglicher Kampf ums Überleben. Aber in diesem KZ zieht sich die Schlinge um meinen Hals noch enger zu. Ich altere spürbar, mit meinen 16 Jahren werde ich zum Greis. Jeden Abend nach der Zwölf-Stunden-Schicht fühle ich, wie die Kraft aus meinem Körper entweicht, bald habe ich keine Reserven mehr.
– Abba Naor über den Lageralltag
Vom Lager X sowie vom Betonfertigungs-Werk sind heute keine Überreste mehr vorhanden. Auf dem ehemaligen Lagergelände wurde eine Wohnsiedlung errichtet. 2005 wurde eines der Denkmäler von Hubertus von Pilgrim, das an die Todesmärsche der KZ-Häftlinge erinnert, in der Holzhauser Straße, Einmündung Schönbachstraße aufgestellt. Seit 2011 erinnert auf dem ehemaligen Werksgelände der Firma Dyckerhoff & Widmann ein Mahnmal an die Opfer des KZ-Außenlagers.
Nachts erzählte Vater mir, wie sein Tag gewesen war. Sie mußten für eine Firma arbeiten, die Dyckerhoff und Widmann hieß. Dort wurden alle möglichen Betonprodukte hergestellt. Die Brigade von Vater und seinem Freund Jacob hatte einen Güterzug zu entladen, der die Rohmaterialien brachte. Jacob mußte fünfzig Kilogramm schwere Zementsäcke schleppen, während Vater Sand und Kies zu schaufeln hatte. Das alles wurde auf eine Feldbahn verladen, die in die Zementwerke fuhr. Sie mußten sogar die Bahngleise legen, und die anstrengendste Arbeit war, die eisernen Schienen zu schleppen.
– Solly Ganor über die Zwangsarbeit
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