Betonfertigteilwerk „Rudolf“

Ebenso wie das Betonfertigteilwerk „Erich“ bei Friedheim war das Werk „Rudolf“ bei Utting am Ammersee für die Bereitstellung von Betonfertigteilen für die Innenausstattung der Rüstungsbunker verantwortlich. Es war nach Rudolf Neuhaus, Stellvertreter des Oberbauleiters für die Rüstungsbunker, benannt. Das Werk wurde von der Firma Dyckerhoff & Widmann betrieben und lieferte für die Bunkerbaustelle von „Weingut II“ unter anderem Säulen- und Deckenelemente sowie Trägerteile und Stufen aus Beton.

Das Betonfertigteilwerk „Rudolf“ lieferte Baumaterial aus Beton an die Bunkerbaustelle „Weingut". Quelle: CIOS_US Bericht Bild-01 - wahrscheinlich NARA

Der Produktionsablauf sah vor, dass der flüssige Beton mit Armiereisen in Formen eingerüttelt wurde. Mithilfe von erwärmten Wasser wurden die dafür vorgesehenen Formen aufgeheizt und somit ein schnelleres Aushärten des Betons erzielt. Nach der Aushärtung konnten die Fertigbetonteile verladen, transportiert und im Bunker eingebaut werden. In verschiedenen Bereichen des Fertigungsprozesses wurden die KZ-Häftlinge des Lagers Kaufering X eingesetzt.

Wir produzieren im Fertigteilwerk der Firma Dyckerhoff und Widmann Betonplatten. Bei jedem Wind und Wetter arbeiten wir fast ohne Essen in Holzschuhen und dünner Kleidung auf der Baustelle. Die Wachen und die Zivilarbeiter schikanieren uns bei der Arbeit. Währenddessen scheint die Sonne, in den Bäumen zwitschern Vögel und die Dorfbewohner gehen ihrem alltäglichen Leben nach. Sie lieben, lachen, weinen, feiern oder streiten in unmittelbarer Nachbarschaft des Lagers. Wie kann das sein?

– Abba Naor über die Zwangsarbeit

Quellverweis

Nach Kriegsende führte die Firma Dyckerhoff & Widmann den Betrieb in Utting fort. Die Produktionshallen wurden 2006 abgerissen. An ihrer Stelle befinden sich heute ein Wohngebiet und seit 2011 ein Gedenkstein.